Denn natürlich war das Weinjahr 2019 im Fokus des Tastings in Schloss Grafenegg. Und wie bereits in Teil 1 beschrieben, liegt das Hauptaugenmerk auf die "Rieslinge" und "Grüner Veltliner" der Österreichischen Traditionsweingüter!
2019: Hitze, geringer Niederschlag
Das Weinjahr 2019 zeichnete sich durch einen mit wenigen Niederschlägen geprägten Verlauf aus. Dennoch resultierten tolle Weine. Für uns der Sieger der Verkostung in Schloss Grafenegg bei den Weißburgundern, ist der Weißwein des Weinguts Fuhrgassl-Huber (Ried Schenkenberg). Auf Wiener Sandsteinzone mit kalkhaltigen Quarzsandsteine, kommt dieser Wein blumig, mit pikanter Säure und feinen Nussaromen daher. Daher: mit 8/10 Punkten unser Sieger in dieser Kategorie.
Als Sieger bei den Weißweinen "Wiener Gemischter Satz" kommt der Weißwein des Weinguts Rotes Haus (Ried Preussen) ins Glas. Kalkhaltiger Sandstein, hohe Quarzanteile im Boden und marine Sedimente formen diesen Weißwein. Auch hier 8/10 Punkten. Als Satz, also mit mehreren Rebsorten in einem Weingarten, ist dieser Wein, fast klassisch, sehr vielschichtig im Endprodukt.

Riesling: 21 Mal 7 Punkte, einmal Höchstnote
Der Bereich "Riesling" war, verständlicherweise, sehr stark vertreten. Von daher gab es eine Vielzahl von hohen Wertungen unsererseits – und einen finalen "Sieger". 7/10 Punkte bekamen die Rieslinge vom Weingut Wien Cobenzl (Ried Preussen; auf kalkhaltigem Sandstein), von Wieninger (Ried Rosengartel; kalkhaltiger Sandstein, hoher Kalk- und Quarzgehalt), vom Weingut der Familie Proidl (Ried Ehrenfels; steiniger, karger Boden), vom Weingut Sepp Moser Rohrendorf (Ried Gebling; kalkhaltige, sandige Böden), vom Weingut Nigl (Ried Hochäcker; Humusauflage und gute Wasserspeicherung) und vom Weingut Familie Proidl (Ried Hochäcker).
Vom Weingut Salomon Undhof (Ried Kögl; steiniger, karger Boden) kamen gleich zwei Rieslinge in die 7/10-Wertung. Vom Weingut Stift Göttweig (Ried Silberbichl; Lösslehm, Glimmer), dem Weingut Hiedler (Ried Gaisberg; kalkiger Tschernosem, Reste von Löss), dem Weingut Birgit Eichinger (Ried Gaisberg; kalkfreie Silikatbraunerde, Lössreste) und dem Schloss Gobelsburg (Ried Gaisberg) kommen weitere 7-Punkte-Gewinner daher.
Auch vom Weingut Brandl (Ried Heiligenstein; rotbrauner Sandstein, vulkanische Quarzporphyre auffindbar!), dem Weingut Bründlmayer (Ried Heiligenstein), dem Weingut Hiedler (Ried Heiligenstein), dem Weingut Hirsch (Ried Heiligenstein) und dem Weingut Topf (Ried Heiligenstein) kommen unsere 7-Punkte-Träger.
Die vier letzten Rieslinge mit 7 Punkten kommen vom Weingut Hiedler (Ried Kogelberg; Ausläufer des Waldviertler Hochplateaus), dem Weingut Leindl (Ried Kogelberg), dem Weingut Jurtschitsch (Ried Loiserberg; bis zu 360 m, kalkfreie Felsbraunerden) und dem Weingut Tom Dockner (Ried Pletzengraben; Nordteil Flussablagerungen, Südteil Löss).

Die Höchstwertung von 8 Punkten wurde bei den Rieslingen nur einmal vergeben. Der Weißwein von dem Weingut Ludwig Neumayer (Ried Rothenbart; sandig-steinig) setzte sich mit seinen fruchtig-präzisen Noten leicht ab. Ein Weingut, das erst in den 1980er Jahren angefangen hat, Wein zu produzieren… Sehr schön!
Grüner Veltliner – Paradedisziplin
13 Mal gab es die 7/10 Punkte im Bereich "Grüner Veltliner". Das Weingut Türk (Ried Frechau; Lössablagerungen, bis zu 20 Meter tief), das Weingut Hermann Moser (Ried Gebling; kalkhaltige, sandige Böden), das Weingut Stift Göttweig (Ried Gottschelle; kalkhaltiger Löss), das Weingut Buchegger / Vorspannhof Mayr (Ried Moodburgerin; kalkige Konglomerate im Untergrund), das Weingut Stadt Krems (Ried Wachtberg; Lössablagerungen) und das Weingut Jurtschitsch (Ried Wachtberg) sind für uns richtig gute "Grüner Veltliner".
Fünf weitere der "Grüner Veltliner"-Fraktion, vom Weingut Hiedler (Ried Gaisberg), dem Weingut Steininger (Ried Kogelberg), den Weingütern Brandl und Birgit Eichinger sowie Schloss Gobelsburg (alle Ried Lamm; kalkhaltig, lehmig-sandiger Schluff), bekamen ebenfalls von uns 7/10 Punkten.

Einzig der "Grüner Veltliner" vom Weingut Hirsch (Ried Gaisberg) bekommt 8/10 Punkte. Dieser Wein vereint Würze, pfeffrige Noten (aber nicht zu viel) und den Hauch von steinigem Obst. Von daher: 8 Punkte!
Grande Finale
So schön der Rahmen des Schlosses Grafenegg für das Tasting auch war, umso schöner war das "Outro" der "Erste Lagen"-Verkostung im "Wolkenturm" des Schlosses, einem fast futuristisch anmutendem Open-Air-Gebäude. Am Donnerstagabend, dem letzten Tag der Verkostung, gab es mit den Wiener Philharmonikern unter der Rgie von Dirigent Gustavo Dudamel und am Steinway Flügel mit Rudolf Buchbinder, dem Künstlerischen Leiter des neuen Musik-Festivals Grafenegg auf Schloss Grafenegg, ein wahrhaft passgenaues Finale.

Fazit: Ebenso wie für die Vielzahl der verkosteten Weine, ist auch ein musikalischer Besuch des Schlosses eine absolute Empfehlung!
Weitere Informationen:
Bundesverband Österreichische Traditionsweingüter
c/o Kloster Undstraße 6, A-3500 Krems
Ansprechpartner: Hannelore Geyer
Tel. +43 664 487 37 04
https://www.traditionsweingueter.at/lagenpraesentation/
Galerie:
https://www.kulinariker.de/index.php/getestet/item/2583-schloss-grafenegg-erste-lagen-oesterreichische-traditionsweingueter-2020-teil-2#sigProId223db6d430
Fotos: Michael Schabacker
Zuletzt bearbeitet am 16/09/2020